Highlights
Überblick
Die BFSI-Branche hat sich gemäß dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet, ihre Emissionen auf null zu reduzieren.
Der IT-Betrieb trägt wesentlich zur Emissionsbelastung im BFSI-Sektor bei. Die zunehmende Nutzung von Mobile- und Online-Banking, die Umstellung auf Cloud-Lösungen und Shared-Service-Modelle sowie Compliance-Vorgaben stellen komplexe Anforderungen an die IT-Infrastruktur dar. Das führt zu höheren Emissionen und zwingt Unternehmen, ihren IT-Betrieb nachhaltiger zu gestalten. Wir untersuchen, wie sich die Anforderungen an die IT-Infrastruktur verändern und zeigen, wie wichtig es für BFSI-Unternehmen ist, ihren CO2-Fußabdruck im IT-Betrieb zu reduzieren. Darüber hinaus stellen wir ein Framework vor, mit dem Unternehmen negative Umweltauswirkungen messen und reduzieren können.
Ein vorrangiges Ziel für BFSI Unternehmen: den IT-Betrieb umweltfreundlicher gestalten
Verschiedene Faktoren verstärken die Abhängigkeit von der IT. Dazu gehören unter anderem verschärfte regulatorische Anforderungen. Hinzu kommen der Druck, neue digitale Angebote auf den Markt zu bringen, um mit aufstrebenden Fintech-Unternehmen konkurrieren zu können, sowie steigende Anforderungen an die Cybersicherheit. Und nicht zuletzt steigt die Notwendigkeit, große Datenmengen zu verwalten, um schnelle Entscheidungen zu treffen. In der BFSI-Branche spielt die IT eine zentrale Rolle und ist nach den Personalkosten der zweitgrößte Kostenfaktor. Unsere Erfahrung zeigt, dass zehn bis zwanzig Prozent der gesamten Betriebskosten auf die IT entfallen.
Eine schnelle Transaktionsverarbeitung ist elementar für die Geschäftsabläufe in der BFSI-Branche. Darum braucht es hoch entwickelte Rechenzentren. Zusammen mit regulatorischen Vorgaben ist das der Grund, warum BFSI-Unternehmen ihre eigenen Rechenzentren betreiben. Weil die Anforderungen an die IT jedoch ständig steigen, konsolidieren Banken und Versicherungen ihre IT-Infrastruktur und -Anwendungen. In Zukunft werden Big Data, hybride Rechenzentren und eine bessere Cybersicherheit eine wichtige Rolle in der IT der BFSI-Unternehmen spielen.
Für Unternehmen ist es wichtiger geworden, die laufenden IT-Kosten zu senken, statt sich nur auf einmalige Anschaffungskosten zu konzentrieren – vor allem, weil der IT-Markt so viele Optionen bietet. Unsere Erfahrung zeigt, dass 70 Prozent der IT-Ausgaben auf Run the Bank (RTB) entfallen. Dazu gehören Kernsysteme, Business Intelligence, Unternehmenssysteme, Risikomanagement, Vertriebsunterstützung und Kundenanbindung. Die restlichen 30 Prozent entfallen auf Change the Bank (CTB). Dazu zählen Datenanalyse, neue gesetzliche Vorschriften, Digitalisierungsanforderungen und Geschäftsinnovationen.
Das Ziel der BFSI ist es, dieses Verhältnis umzukehren – denn der Marktdruck und die Kundenbedürfnisse erfordern höhere Investitionen in CTB-Maßnahmen. Diese Maßnahmen hängen jedoch stärker von intelligenten Lösungen ab, was wiederum den Energieverbrauch erhöht. Weil sich die Unternehmen allerdings zu Netto-Null-Emissionen verpflichtet haben, sind energieeffiziente Infrastrukturen zur Priorität geworden. Um diese umzusetzen, ist es wichtig, den CO2-Fußabdruck zu messen und zu bewerten, eine Netto-Null-Strategie zu entwickeln und Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur zu verankern.
Den CO2 Fussabdruck ermitteln
Erst erfassen, dann reduzieren: Unternehmen können ihren CO2-Fußabdruck nur steuern, wenn sie ihn auch messen können.
Die Bilanzierung des CO2-Fußabdrucks umfasst den gesamten Lebenszyklus: von der Beschaffung über den Betrieb bis zur Entsorgung. Diese Art der Bilanzierung hilft Banken und Versicherungen, Scope-1-Emissionen (direkte Emissionen aus dem eigenen Betrieb), Scope-2-Emissionen (indirekte Emissionen aus extern bezogener Energie) und Scope-3-Emissionen (indirekte Emissionen aus dem Wertschöpfungsprozess) zu messen. Um den eigenen CO2-Fußabdruck vollständig zu ermitteln, ist es für Unternehmen wichtig, die Emissionen entlang des gesamten Wertstroms zu bewerten (siehe Abbildung 1).
Die BFSI-Unternehmen verursachen Scope-1-Emissionen in ihren eigenen Rechenzentren und Scope-2-Emissionen durch die Energie, die sie von den Versorgern kaufen. Wenn sie umweltfreundliche Cloud-Modelle nutzen, müssen sie auch Scope-3-Emissionen beachten. Diese Emissionen hängen von den Daten ab, die sie von Dienstleistern und Anbietern bekommen. Die Scope-1- und Scope-2-Emissionen dieser Anbieter sind die Basis für die Scope-3-Emissionen der BFSI-Unternehmen. Bei der Messung der Scope-3-Emissionen sollten sich die Unternehmen auf ihre eigenen Geschäftsprozesse mit Partnern in der Lieferkette vor oder nach ihnen konzentrieren. Um den Nettoenergieverbrauch zu ermitteln, ist es wichtig, auch erneuerbare Energien und Recycling einzubeziehen. Außerdem ist es sinnvoll, die Kohlenstoffemissionen über die Nutzungsdauer der IT-Anlagen zu verteilen (siehe Abbildung 1).
Den IT-Betrieb nachhaltiger gestalten
Sobald Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck bewertet haben, können sie eine Strategie oder ein Framework festlegen, um die negativen Auswirkungen ihres IT-Betriebs zu verringern.
Um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und einen nachhaltigeren IT-Betrieb zu schaffen, müssen Unternehmen ihre Infrastruktur, ihre Software und ihre Maßnahmen umweltfreundlicher gestalten (siehe Abbildung 2). Der erste Aspekt bezieht sich auf die Hardware-Infrastruktur von Banken und Versicherungen, der zweite konzentriert sich auf die Software und der dritte umfasst umweltfreundliche Praktiken der Mitarbeitenden.
Umweltfreundliches IT-Framework
Unternehmen benötigen eine intelligente Infrastruktur, die Ressourcen optimiert, modernisiert und umweltfreundliche Transportmöglichkeiten bietet. Konkrete Maßnahmen sind beispielsweise die Optimierung von Raum und Ausrüstung, eine höhere Verfügbarkeit der IT-Ressourcen, softwaregesteuerte Netzwerke sowie das Hosting in Nanozentren. Darüber hinaus verringert die vernetzte Zusammenarbeit den CO2-Fußabdruck, weil Redundanzen vermieden werden. Cloud-Computing, Kreislaufwirtschaft, Telearbeit und umweltfreundliche Beschaffung sind nur einige der Maßnahmen, die dazu beitragen können.
Für einen nachhaltigen Betrieb ist es essenziell, IT-Ressourcen nicht nur zu verwalten, sondern auch zu optimieren und instand zu halten. Banken und Versicherungen sollten daher klare Richtlinien etablieren und sicherstellen, dass sie IT-Assets wiederverwenden, reparieren und recyceln – um sie effizient über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg nutzen zu können. Für Unternehmen bedeutet ganzheitliches Energiemanagement, Energieverluste zu minimieren, umweltfreundliche Verfahren einzuführen, Energie sparsam einzusetzen und sie bei Bedarf automatisch anzupassen.
Umweltfreundliche Software
Software ist der unsichtbare Energieverbraucher im IT-Betrieb. Eine umweltfreundliche Architektur muss deshalb nachhaltige Programmierpraktiken, Prozessoptimierung, Kompatibilität und Datenmanagement berücksichtigen. Ebenso wichtig ist es, fehlerhafte Codes zu beseitigen, Testzyklen zu automatisieren und umweltfreundliche Softwareentwicklungs-Lebenszyklen einzuführen, die den Unternehmenszielen entsprechen. Durch frühe Testphasen in der Softwareentwicklung können Unternehmen potenzielle Fehler bereits während des Entwicklungsprozesses erkennen. Auch bei der Implementierung von Software können sie umweltfreundliche Methoden einsetzen, indem sie auf serverlose Architekturen umstellen, moderne Techniken wie Containerisierung und Virtualisierung nutzen, eine automatisierte Bereitstellung vornehmen und Ressourcen effizient nutzen.
Außerdem ist es entscheidend, die Software zu managen, zu verbessern und zu warten. Unternehmen sollten veraltete, energieintensive Anwendungen aussortieren und gleichzeitig neue, umweltfreundliche Anwendungen einführen oder bestehende modernisieren. Bei der Entwicklung neuer Software können umweltfreundliche Prinzipien, Werkzeuge und Richtlinien von Anfang an berücksichtigt und klare Energieziele festgelegt werden. Energieprobleme in älteren, geschäftskritischen Anwendungen zu beheben, kann riskant und zeitaufwendig sein. Daher ist es oft wenig sinnvoll, solche Anwendungen nachträglich umweltfreundlicher umzubauen, besonders wenn sie ohnehin ausgemustert werden.
Umweltfreundliche Maßnahmen
Papierlose Prozesse, Verhaltensänderungen und Werte wie Zugänglichkeit und Inklusion sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem umweltfreundlichen Unternehmen. Firmen können ihren CO2-Fußabdruck senken, indem sie ihren Papierverbrauch reduzieren, etwa durch kollaborative Tools oder einen effizienteren Postverkehr. Weniger Ausdrucke von Dokumenten sowie Anwendungen und Büros, die von allen genutzt werden können, tragen ebenso dazu bei. Und auch umweltfreundliche Transportmittel und Materialien spielen eine wichtige Rolle, um die CO2-Emissionen zu verringern.
Die Ansätze und Frameworks haben ihre Grenzen.
Der eigentliche Gamechanger wird sein, Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Praktiken in der DNA der Unternehmen zu verankern – eine wirklich große Aufgabe. Die Netto-Null-Verpflichtungen haben Banken und Versicherungen in die Pflicht genommen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Trotzdem dürfen sie die langjährigen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit ihrer Anwendungen, Geschäfts- und Betriebseffizienz sowie das Kundenerlebnis nicht außer Acht lassen. Deshalb ist es entscheidend, folgende Punkte zu beachten, wenn sie eine Strategie zur Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks entwickeln:
Unternehmen der BFSI-Branche haben sich dazu verpflichtet, ihre Emissionen auf null zu setzen. Deshalb hat eine umweltfreundliche IT Priorität.
Unternehmen überdenken ihre Strategie und setzen auf intelligente Lösungen, um ihre Geschäftsergebnisse zu verbessern. Das führt zu veränderten Anforderungen an ihre IT. Neue Geschäftsmodelle, innovative Umsetzungsstrategien und mehrdimensionale Ansätze für nachhaltiges Wachstum werden in der Industrie bald die Norm sein. Deshalb ist es wichtig, nachhaltige Praktiken in Geschäftsprozesse zu integrieren. Banken und Versicherungen sollten umweltfreundliche IT-Maßnahmen entwickeln und umsetzen – denn für Millennials und die Generation Z hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert und ist darum essenziell, um Kunden zu binden.