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Wenn Unternehmen in der EU Massnahmen zum Klimaschutz ergreifen, profitieren alle
EU-Ratspräsident Charles Michel hat kürzlich ein deutliches Statement formuliert: „Wir stecken mitten in der Klimakrise. Ich habe ein klares Ziel: Europa soll bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Erde werden.“
Angesichts der Temperaturrekorde und Extremniederschläge der jüngsten Zeit ist dieses Ziel von zentraler Bedeutung. Dabei ist es besonders wichtig, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Denn die Wissenschaft ist sich einig: Treibhausgasemissionen, die durch fossile Brennstoffe entstehen, können verheerende Auswirkungen haben, unter anderem:
extreme Wetterereignisse
Anstieg der Meeresspiegel
Luft- und Wasserverschmutzung
In diesem Zusammenhang warnte auch Al Gore, Ex-US-Vizepräsident und Gründer von The Climate Reality Projects: „Wir haben es mit einer globalen Klimakrise zu tun, die sich weiter verschärft. Jetzt beginnt eine Zeit, in der wir die Konsequenzen spüren werden.“
Anfang 2021 präsentierte die Europäische Union einen ehrgeizigen Plan, um sich im nächsten Jahrzehnt von fossilen Brennstoffen zu lösen. Bei der Vorstellung dieser tiefgreifenden Veränderungen betonte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission: „Unsere heutige, auf fossilen Brennstoffen basierende Wirtschaft stößt an ihre Grenzen.“
Der Plan steht im Einklang mit den Klimaschutzzielen der EU, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren. Sie beinhalten strengere Emissionsstandards für Fahrzeuge, eine Reform der Energiebesteuerung, den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe und vieles mehr.
Unternehmen müssen ihren Beitrag leisten und eine aktive Rolle bei der Erfüllung der Ziele einnehmen. Sie sollten die Initiative ergreifen und einen Aktionsplan entwickeln, um sich von fossilen Brennstoffen zu lösen und Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien zu schaffen.
Die Rolle von Unternehmen im Zusammenhang mit Treibhausgasemissionen
Unternehmen tragen zu den Treibhausgasemissionen vor allem durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung bei. Hinzu kommen chemische Reaktionen bei der Herstellung von Waren aus Rohstoffen.
Statistiken zeigen: Der Industriesektor macht zwar 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Europäischen Union aus, ist aber für mehr als 50 Prozent der Emissionen verantwortlich. Diese Unternehmen sind in Bereichen tätig wie:
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden
Fertigung
Strom-, Gas- und Wasserversorgung
Das Emissionshandelssystem ist das Hauptinstrument der EU, um industrielle Emissionen zu reduzieren. Es basiert auf dem Prinzip von Obergrenzen und Handel. Die Emissionen werden überwacht und in regelmäßigen Abständen gemeldet. Dementsprechend erhalten die Unternehmen Zertifikate und Emissionsrechte.
Industriesektoren wie Verkehr, Infrastruktur, Landwirtschaft und Lebensmittel spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass in diesem Bereich insgesamt 30 Gigatonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr eingespart werden könnten.
Auch der Digitalsektor kann einen wesentlichen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Die Herstellung und Nutzung digitaler Endgeräte sowie die Datenübertragung verursachen CO2-Emissionen. Einige Studien deuten darauf hin, dass der Digitalsektor für 2,3 bis 3,7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Das entspricht den Emissionen der gesamten Luftfahrtindustrie.
Privatwirtschaftliche Organisationen aller Branchen sollten eigenständig aktiv werden und die beschriebenen Herausforderungen angehen. Sie müssen ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und zugleich mit der Regierung und Behörden zusammenarbeiten.
Wie Unternehmen eigenständig Klimaschutzmassnahmen ergreifen können
Unternehmen haben in der EU zahlreiche Möglichkeiten, um ihre Klimaschutzrichtlinien zu ändern. Eigenständige Maßnahmen können entscheidend dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Einige Beispiele sind:
Nachhaltige Lieferanten: Unternehmen sollten Umweltstandards prüfen, bevor sie mit neuen Lieferanten zusammenarbeiten. Ergänzend können sie diesen helfen, Umweltzertifizierungen nach EU-Standards zu erreichen. Das Gleiche gilt für bestehende Lieferanten.
Umweltbewusste Belegschaft: Unternehmen können mit entsprechenden Maßnahmen ihre Mitarbeitenden und Stakeholder sensibilisieren. So können beispielsweise Fahrgemeinschaften unterstützt, überflüssige Papierausdrucke und Verpackungen auf ein Minimum reduziert und stattdessen umweltfreundliche Alternativen empfohlen werden. Darüber hinaus lassen sich nachhaltige Praktiken bei der Klimatisierung und dem Ersatz von Geräten etablieren.
Digitale Best Practices: Der digitale CO2-Fußabdruck kann auf vielfältige Weise verkleinert werden. Unternehmen können zum Beispiel Online-Ressourcen bereinigen und verschlanken. Weitere Maßnahmen sind höhere Übertragungsgeschwindigkeiten und optimierte Server. Ferner kann die Umweltbelastung durch Rechenzentren überwacht werden, um ihre Nachhaltigkeit zu steigern. Denn Rechenzentren verursachen etwa 2 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Das lässt sich reduzieren.
Emissionen in der Wertschöpfungskette: Die Emissionen in der Wertschöpfungskette entstehen durch zugekaufte Waren und Dienstleistungen, Transport und Abfälle eines Unternehmens. Sie sind indirekte Emissionen und haben erhebliche Auswirkungen auf das Klima. Werden sie jedoch erfasst und berechnet, können Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um sie zu reduzieren und so das Netto-Null-Ziel zu erreichen.
Die Technologie und die Mittel, um eine CO2-freie, klimafreundliche Zukunft für die EU und die ganze Welt zu schaffen, stehen bereit. Alles, was wir brauchen, ist Engagement. Unternehmen müssen hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen. Wie der Unternehmer Richard Branson sagte: „Der Klimawandel ist eine enorme Herausforderung, aber er kann gemeistert werden, wenn Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen zusammenarbeiten.”